Zum Goldenen Pony [Taverne]

"Nüchtern kämpft sich's besser, deshalb würde ich am liebsten sofort los. Die Gateway Plains warten!"

(Mein nächster Post wäre dann in den Gateway Plains)

"Ok"

Bevor Variel die Tür zur Taverne öffnete, sah sie noch einmal fragend zu ihrem Begleiter.
"Alles in Ordnung?" vergewisserte sie sich.

"Jetzt leider nicht mehr. Ich müsste mich kurz setzen, weil mir schon wieder schwindelig wird."
Und schon fange ich an zu schwanken.

Sie stützte ihn mit einem Arm und öffnete mit dem anderen die Tavernentür.

Es war wie üblich recht ruhig und gesittet im Schankraum.
Variel grüßte mit einem Kopfnicken die Gäste und den Wirt, half ihren Begleiter dann zu einem Tisch hin, damit er sich setzen konnte und ging dann zum Tresen, bestellte ihrem neuen Schützling etwas zu essen und reservierte ihm ein Zimmer - beides auf ihre Rechnung.

Sie kehrte mit einem Teller Wildbret mit Gemüse und einem Krug Milch zurück.

"Vielen Dank für das hier" sage ich und schon werde ich wieder Ohnmächtig.

"So hier sind wir sicher, vor den Ancarra." höre ich mich sagen. "Vielen dank, dass du mir hilfst" ertönt eine mir bekannte Stimme und als ich nachschaute wer es war, schoss mir die Erinnerung zurück. Das war mein kleiner Bruder.

>Moment sagte "ich" eben Ancarra??< frage ich mich.

Plötzlich kommt eine Frau rein, die so aussieht wie Variel, war jedoch nicht direkt sie.

Mein Ich stand auf und versuchte sie zu attackieren, sie jedoch wich allen Schlägen geschickt aus und schlug mein ich mehrmals ins Gesicht.

>Achso deswegen erinnere ich mich an nix. Und endlich weiß ich wer ich bin< denke ich mir.

Ich sehe wie mein Ich zu bewusstlos zu Boden fällt und die Ancarra meinen Bruder entführte.

Plötzlich verschwimmt alles und ich sitze wieder in der Taverne und schaue Variel richtig schön sauer an.

>Sie soll ruhig meine Wut auf ihr Volk spüren.< denke ich mir.

Variel hingegen blickt ihn völlig ruhig und ohne jegliche Reaktion an.
Es war eines ihrer Talente, ihre Gesichtszüge völlig unter Kontrolle zu haben.

"Deinem Blick nach zu urteilen, hast du es dir überlegt und willst mich doch umbringen?" fragte sie, griff in ihre Tasche und legte ihre Geldbörse auf den Tisch. "Nimm vorher das. Damit solltest du einige Wochen das Zimmer zahlen können. Und bitte tu es draußen. Diese Taverne hat einen guten Ruf und ein Mord aus heiterem Himmel tut dem nicht gut."

"Deine Einschätzung liegt falsch. Ich möchte lediglich Antworten auf meine fragen." sagte ich mit etwas erstaunter Stimme.
>Sie bietet es mir wieder an sie zu töten?? Also könnte an ihren Worten doch was wahres sein.< denke ich.
"Wieso hat ein Ancarra mich bewusstlos geschlagen und meinen Bruder entführt? Ist es normal für euer Volk, dass ihr andere, die sich euch in den Weg stellen, zu töten, nur um jemanden zu entführen?" frage ich aufgebracht.

"Es heißt Arrancar" korrigierte sie. "Arrancar sind das Resultat dämonischer Besessenheit, wie ein Laie es ausdrücken würde. Vor langer Zeit herrschte hier Krieg und aus diesem Krieg ist mein Volk entstanden. Viele von uns sind noch immer zornig auf die lebenden Rassen, weil sie den Krieg begonnen und uns zu dieser untoten Existenz verdammt haben. Deshalb schließen sie sich manchmal in Gruppen zusammen und nehmen Rache."

Sie hielt kurz inne.
"Ihr habt Euch also an etwas erinnert, an einen Arrancar? Vielleicht sogar an einen Arrancar, der, so wie ich, auch noch ein Rotblutelf ist?"

"Diese Arrancar sah genauso aus wie du, jedoch erkannte ich dass es nicht du warst. Genauso wenig warst du bei der Schlacht dabei bei der ich eigentlich den Rückzug antreten sollte, es jedoch nicht machte, als man es mir befahl."
"Warum hast du dich von deinem Volk abgezweigt und versuchst andere zu überzeugen, dass euer Volk keine Bedrohung mehr für uns ist?"

Variel schloss für einen kurzen Moment ihre Augen.

"Wir sind zerstörte Seelen." begann sie dann leise. "Wir sind nicht fähig, miteinander glücklich zu sein. Wir können es nicht. Wir brauchen jemanden, der intakt ist, der lebt. Das ist es, was uns von den Dead Master unterscheidet. Dead Master sind mächtiger als wir, deshalb sehen sie auf uns herab. Sie sind intakt, aber sie werden niemals einen Arrancar aus seiner Einsamkeit befreien."

Dann sah sie auf.
"Je länger ich existierte, je länger ich diese durchlöcherte Seele hatte, desto schmerzhafter wurde es. Lebende fürchten mich, weil ich bin was ich bin. Ihr ahnt nicht, wie schrecklich das ist. Ich helfe Euch, weil ich meiner Einsamkeit entfliehen will."

"Meinst du mit jemandem der lebt die zerstörte Seele die in euch steckt oder wen meintest du? Und bei der Einsamkeit entfliehen kann ich gerne helfen.
Muss ja eigentlich nur bei dir bleiben und schon bist du nicht mehr einsam."
Ich fange langsam an zu essen.

Ein vages Lächeln huschte über Variels sonst unbewegtes Gesicht.

"Diese zerstörte Seele in mir hat die ursprüngliche Seele dieses Körpers bekämpft." erklärte sie. "Ich war einmal eine gewöhnliche Rotblüterin, aber diese Seele wurde besiegt. Allerdings sind die Wunden, die die überlebende Seele erlitten hat, nie geheilt. Jemand, der ebenfalls eine zerstörte Seele hat, kann niemals diese Löcher füllen. Ich würde mit einem anderen Arrancar nur gemeinsam einsam sein. Nichts hätte sich geändert. Ich brauche einen Lebenden."

"Komme ich damit ins Spiel?" frage ich zwischen zwei bissen.

Sie nickte.
"Ihr lebt. Allein die Tatsache, dass Ihr nicht vor mir flüchtet, lindert den Schmerz."

Sie schob ihm anbietend den Milchkrug hinüber.

"Ich fühle mich plötzlich gebraucht. Das kannte ich vorher nicht."

"Als Feind kann ich dich auch nicht ansehen, denn kein Feind würde sich ermorden lassen, nur um zu zeigen, dass man kein Feind ist."

Ich trinke den Milchkrug leer und wollte weiter essen doch mir fällt auf dass mein Teller schon leer ist.
Ich durchsuche die Tasche wieder um zu sehen, was ich dort alles finden kann.

Variel stand ohne Aufforderung auf und holte ihrem Schützling gleich eine neue Portion.
Den neuen Teller stellte sie einfach auf den anderen.

"Die Mehrheit der Arrancar handelt nicht so wie ich." fuhr sie dann fort, als sie wieder saß. "Sie überdecken ihre Einsamkeit mit Rache, indem sie blutige Schlachten gegen die Lebenden führen, denen sie die Schuld an ihrer Entstehung geben. Ich vermute, deshalb hattet Ihr auch ein unschönes Zusammentreffen mit einem."

Ich nicke ihr dankend zu und fange wieder an zu essen.
"Kann schon sein. Ich frage mich eher gegen wen ich bei der Schlacht kämpfte, und wer mir den Befehl gab mich zurückzuziehen. Was mich auch brennend interessiert, ist wo sich mein Bruder gerade befindet, falls er noch lebt."

"Wenn er von einem Arrancar entführt wurde, ist er höchstwahrscheinlich tot. Die Kämpfenden meiner Art machen keine Gefangenen."

Eine Welle von Traurigkeit durchflutet mich und ich konnte gerade so die Tränen unterdrücken, die in meinem Auge brennen.
"ich würde mal sagen, dass ich froh bin, dass nicht alle Arrancar so sind."

"Es tut mir leid." sagte sie, doch es klang wie alles was sie sagte: irgendwie leer und tot. "Ich habe nie gedacht, dass mein Volk so viel Leid verursacht. Ich habe gedacht, töten und sterben ist nicht schlimm. Ich selbst fürchte den Tod nicht, deshalb glaubte ich, es sei für alle anderen auch so. Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, jemanden zu verlieren. Ich weiß nicht einmal, wie es ist, jemanden zu haben und zu fürchten, ihn zu verlieren. Ich kann nicht ansatzweise wissen, wie es Euch gerade geht, also bitte sagt mir, was ich tun kann, damit Ihr Euch besser fühlt."

"Ich möchte kurz an die frische Luft und gerne etwas alleine sein. Und danke für das Essen und dem Getränk."
Ich schiebe die zwei Teller nach vorne.
"Du bist nicht daran Schuld, dass ich kurz alleine sein möchte. Ich komme gleich wieder."
Ich gehe aus der Taverne raus.

Variel nickte nur.

Als er fort war, zog ihr Knie hoch und stellte ihren Fuß auf die Sitzfläche den Stuhls, schlang die Arme ums Bein und legte das Gesicht in die Arme.

Ich atme mehrmals tief durch.
>Warum musste er sterben?< frage ich mich dauernd, während ich mit den tränen kämpfe.

Nach gefühlten Zehn Minuten habe ich mich soweit wieder im Griff, dass ich wieder reingehen kann.

Las ich reingehe, sehe ich wie Variel sehr traurig am Platz sitzt.
>Was ist mit ihr los?< frage ich mich und schleiche mich zu ihr.
Bei ihr angekommen frage ich: "Was bist du denn so traurig dass man die trauer an der Tür spürt?"

"Macht Euch keine Gedanken um mich." antwortete sie ruhig. "Ihr solltet Euch ausruhen. Holt Euch beim Wirt euren Zimmerschlüssel, sagt, dass Ihr zu mir gehört, dann bekommt Ihr ihn auch."